Wachteln ausbrüten

Egal, ob Ihr als leidenschaftliche Wachtelzüchter Euren Bestand vermehren möchtet oder als begeisterter Wachtelhalter Eure Wachteln selbst ausbrüten möchtet – Ihr kommt um das Thema Kunstbrut kaum herum. Es kommt nur noch sehr selten vor, dass Legewachtelhennen einen Bruttrieb zeigen und ihre Wachteleier selbst ausbrüten – sogenannte Naturbruten kommen selten und nur unter sehr natürlichen Bedingungen vor. Da sich Naturbruten nicht planen lassen und nicht oft vorkommen, werden Legewachteln in der Regel über eine Kunstbrut ausgebrütet. Dabei gilt es, allerlei zu beachten.

Wir verraten Euch, worauf Ihr beim Ausbrüten von Wachteln achten müsst und wie genau Ihr vorgehen solltet. Denn bei der Kunstbrut liegt die Verantwortung letzten Endes einzig und allein in Euren Händen. Über Erfolg oder Misserfolg der Brut entscheidet man selbst: Mit der richtigen Eierauswahl, der Lagerung, der Hygiene und dem Brutvorgang selbst sowie bei der Auswahl der Elterntiere. Wir zeigen, welche Fehler und Probleme bei der Wachtelbrut vorkommen – damit Ihr schon bald stolze Eltern von gesunden und glücklichen Wachtelküken seid!

Die richtigen Bruteier besorgen

Wachteleier aus dem eigenen Bestand versprechen ein wesentlich größeres Schlupfergebnis als bestellte Wachteleier. Allerdings kann man auch vieles falsch machen, wenn man eigene Bruteier möchte – letztendlich kann auch hier das Schlupfergebnis gering sein.

Zuerst einmal ist es zwingend erforderlich, dass ausreichend Wachtelhähne im Bestand sind, um genügend befruchtete Wachteleier zu bekommen. Das erfordert abhängig von der Anzahl der Wachtelhennen ein wenig Fingerspitzengefühl. Achtet bei den Bruteiern, die Ihr einsammelt, darauf, dass sie weder zu groß noch zu klein sind, nicht verschmutzt, zu spitz oder zu rund erscheinen.

Eier mit Haarrissen, einer angeknacksten Stelle, einer extrem rauen Schale oder Kalkablagerungen eignen sich nicht als Bruteier. Ebenfalls für die Qualität der Bruteier verantwortlich ist die Auswahl der Elterntiere. Kranke oder zu kleine beziehungsweise zu große Tiere sowie Wachteln mit Missbildungen sollten für die Wachtelzucht nicht verwendet werden.

Auch Inzucht – also die Verpaarung von blutsverwandten Tieren – sollte in der Wachtelzucht vermieden werden. Sonst können Fehlbildungen bei den Küken auftreten. Zudem solltet Ihr darauf achten, Euren Tieren hochwertiges Futter aus Grundfutter sowie vitamin- und mineralstoffreiche Leckerbissen zur Verfügung zu stellen.

Für eine Kunstbrut benötigt Ihr:

Wachtelbruteier bestellen?

Gut zu wissen:

Wachteln stellen das Eierlegen ein, sobald kein Wasser mehr zur Verfügung steht. Wollt Ihr also jederzeit frische Wachteleier genießen, sorgt immer für ausreichend Wassernachschub. Um Euch diese Arbeit zu erleichtern, gibt es auch praktische Tränkensysteme, die auch eine zeitliche Erleichterung verschaffen. Den Futterplatz solltet Ihr von der Anzahl der gehaltenen Wachteln abhängig machen. Auch hier gibt es unterschiedliche Modelle.

Wachteleier zu bestellen ist eine gängige Alternative zu Bruteiern aus der eigenen Zucht. Auf diese Weise könnt Ihr frisches Blut sowie andere Farbschläge in Euren Bestand bringen. In der Regel sind die Eier aus speziellen Fachgeschäften gut verpackt. Dennoch sollte man mindestens 24 Stunden warten, nachdem die Eier abgekommen sind, bevor man sie in den Brüter legt. So können sich die Eier erholen.

Das Schlupfergebnis bei bestellten Bruteiern kann geringer ausfallen als bei Bruteiern aus dem eigenen Bestand. Das liegt an den langen Versandwegen, den wechselnden Temperaturen während dem Versand sowie an der möglicherweise falschen Handhabung der Päckchen. Auch Erschütterungen wirken sich negativ auf die Eier aus. Bei bestellten Wachteleiern sollte man deshalb mit einer Schlupfquote von ca. 50 % rechnen. 

Mehr Tipps zu den richtigen Bruteiern findet Ihr hier!

Das richtige Brutgerät auswählen und vorbereiten

Neben der richtigen Bruteier muss man auch das richtige Brutgerät wählen. Das Gerät muss vor der Brut fachgerecht vorbereitet, getestet und desinfiziert werden. Wir erklären, wie man das richtige Brutgerät findet und es vorbereitet! 

Flächenbrüter oder Motorbrüter zum Ausbrüten von Wachteln?

Flächenbrüter sind Brutgeräte, die Eure Wachteleier auf einer Ebene ausbrüten. Besonders bei Hobbyzüchtern ist diese Brutform sehr beliebt. In der Regel können Flächenbrüter eine automatische oder eine halbautomatische Wendung mit sich bringen. Doch auch die manuelle Wendung der Bruteier ist möglich. Darüber hinaus gibt es Geräte mit analoger und digitaler Temperatursteuerung sowie mit und ohne Lüftungsmotor. Diese unterschiedlichen Kriterien haben selbstverständlich Einfluss auf den Kaufpreis.

Motorbrüter ermöglichen das Ausbrüten von Wachteleiern auf mehreren Ebenen und sorgen dank eines eingebauten Ventilators für eine gleichmäßige Wärmeverteilung. Auf diese Weise kann im gesamten Brutgerät eine konstante Temperatur gewährleistet werden. Bei Motorbrütern gibt es unterschiedliche Wende- und Lüftungssysteme mit getrennten oder integrierten Vorrichtungen für das Wenden und den Schlupf. Wahlweise müssen diese vor dem Schlüpfen der Wachtelküken entfernt werden.

Das Brutgerät vorbereiten und in Betrieb nehmen

In der Regel empfiehlt es sich, den Brüter zwei Tage vor dem eigentlichen Brutvorgang in Betrieb zu nehmen, damit die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit optimal geregelt werden können. Darüber hinaus ist das sogenannte „Einlaufen“ des Brüters unerlässlich, damit das Gerät und die Brutstäbe auch vollständig durchgewärmt sind. Positioniert Euer Brutgerät am besten in einem Raum mit gleichbleibenden Temperaturen, die 20 °C bzw. 10 °C nicht über- bzw. unterschreitet.

Für die Desinfektion des Brüters solltet Ihr in keinem Fall herkömmliche Desinfektionsmittel aus dem Supermarkt oder der Drogerie verwenden, da diese unter Umständen das Material angreifen können. Zur Reinigung und Desinfektion eignen sich spezielle Reinigungsmittel, die für die Säuberung und Desinfektion von Brutmaschinen entwickelt worden sind.

Die Einstellung und die Überprüfung der Temperatur und Luftfeuchtigkeit erfolgt über ein spezielles Brutthermometer beziehungsweise Hygrometer. Messt die Temperatur in der Mitte des Geräts bei einem Motorbrüter. Bei einem Flächenbrüter wird die Temperatur eher an der Ei-Oberkante gemessen.

Die optimalen Temperaturwerte liegen zwischen 37 °C und 38 °C – abhängig vom jeweiligen Brutgerät. Die Luftfeuchtigkeit sollte bei der Vorbrut knapp 55 % betragen und wird ab dem 15. Bruttag auf knapp 75 % erhöht. Auch die Temperatur kann um ca. 0,2 °C ab dem 15. Tag gesenkt werden, da das Küken ab diesem Zeitpunkt schon Eigenwärme produziert. Bitte haltet Euch aber immer an die genauen Vorgaben der Brutgeräte-Hersteller!  

Sobald die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte über zwei Tage einigermaßen konstant sind, könnt Ihr die gelagerten Bruteier in das Brutgerät legen. Diese solltet jedoch unbedingt ca. 2 bis 3 Stunden vorher an die Zimmertemperatur (ca. 20 °C) gewöhnen.

So lagert Ihr die Wachteleier bis zur Brut:

Optimale Bedingungen für die Lagerung sind Umgebungstemperaturen von ca. 13 °C. Sind diese zu hoch, kann möglicherwiese Wasser aus dem Ei verdunsten. Während der Lagerung wendet die Eier am Tag ca. 2 bis 3 Mal um 180°, damit die Keimscheibe nicht festklebt und weiterhin mit Nährstoffen versorgt wird. Die Eier sollten zudem auf der Spitze gelagert werden.

Normalerweise sollte eine Lagerzeit von 10 Tagen nicht überschritten werden, da sich ansonsten die Schlupfrate um ein Vielfaches verringert. Als Faustregel gilt: Je älter das Ei, desto geringer fällt die Schlupfwahrscheinlichkeit aus.

Alles Wichtige für die Wachtelbrut findet Ihr hier:

Es kann losgehen! So brütet Ihr Eure Wachteln aus

Die Brutdauer von Wachteln liegt zwischen 16 und 18 Tagen. Im Verlauf dieser Tage sind bestimmte Besonderheiten zu beachten, die wir hier erläutern. Wenn Sie die Wachteleier in das Brutgerät legen, sollten sie sehr vorsichtig un d sorgfältig vorgehen. In den meisten Brutgeräten werden die Eier liegend und mit ausreichend Platz zum nächsten Ei positioniert. Auf diese Weise haben Ihre Küken ausreichend Platz zum Schlüpfen und auch für das regelmäßige Eierwenden ist genügend Platz.

Der Wendevorgang bei der Wachtelbrut

Wachteleier müssen während der Brut regelmäßig gewendet werden. In freier Natur übernimmt das die Wachtelhenne, bei der Kunstbrut entweder ganz manuell der Mensch oder der Brüter. Hier unterscheiden sich die Wendevorgänge bei Flächenbrüter und Motorbrüter. Je nachdem, ob Ihr ein Brutgerät mit automatischer, halbautomatischer oder manueller Wendeeinrichtung haben, müsst Ihr anders vorgehen: 

  • Bei Flächenbrütern mit manueller oder halbautomatischer Wendung solltet Ihr ab dem 4. Bruttag  mit dem Wenden der Eier beginnen, um die Bildung des Embryos nicht zu gefährden. Ab dann müsst Ihr etwa 5 Mal täglich die Wachteleier wenden. Bei manueller Wendung empfiehlt es sich, die Eier vorsichtig mit einem Bleistift zu markieren, um den Wendevorgang besser zu überblicken. Die Eier sollten bei jedem Wendevorgang in eine andere Horde gelegt werden, um die fehlende Luftzirkulation auszugleichen. 
  • Bei einem vollautomatischen Flächenbrüter könnt Ihr die Wendung bereits ab dem ersten Tag einschalten und braucht nicht manuell beim Wendevorgang unterstützen. 3 bis 4 Tage vor dem Schlupf sollte die Wendeautomatik abgeschaltet werden.
  • Der Wendevorgang bei Motorbrütern kann bereits ab dem ersten Bruttag erfolgen. Aufgrund des vollautomatischen Wendesystems erfolgt das Wenden permanent und langsam, sodass der Embryo im Ei nicht gefährdet ist. Da ca. 3 bis 4 Tage vor dem Schlüpfen der Wendevorgang beendet wird, sollten auch ab diesem Zeitpunkt die Wendevorrichtungen entnommen werden.

Tag 1 bis 3

Am ersten Tag beginnt Ihr mit dem Wendevorgang, vorausgesetzt, Ihr verwendet eine Automatikwendung. Die Luftfeuchtigkeit sollte ca. 55 % und die Lufttemperatur, abhängig von der Luftzirkulation, ca. 37-38 °C betragen. Beachtet bitte auch hier, dass es sich bei den Angaben lediglich um Empfehlungen handelt.

  • Richtige Temperatur liegt zwischen 37°C bis 38°C – bitte an die Herstellerangaben halten
  • Bei automatischer Wendeeinrichtung kann mit dem Wenden begonnen werden – ansonsten noch nicht
  • Optimale Luftfeuchtigkeit bei ca. 55%

Tag 4 bis 14

Bei der manuellen Wendung könnt Ihr ab dem 4. Bruttag mit dem Wenden der Eier beginnen. Ab dem 8. oder 9. Tag könnt Ihr die Eier schieren – also mit einer speziellen Lampe durchleuchten – und gegebenenfalls Eier auslesen. Wie das geht, erklären wir hier. Für das Schieren sollte der Raum sehr dunkel sein. Ab dem 14. Tag solltet Ihr das Wenden der Eier zwingend einstellen, damit das Küken die richtige Schlupfposition finden kann.

  • Temperatur & Luftfeuchtigkeit überwachten: Sollten unverändert bleiben
  • Manuelle Wendung: 5 Mal täglich in ähnlichen Abständen wenden
  • Ab Tag 9: Die Eier schieren
  • Ab Tag 14 keine Eier mehr wenden!

Tag 15 bis 16

Ab dem 15. Tag sollte die Luftfeuchtigkeit auf bis zu 75 % gesteigert werden. Dadurch kann das Küken die Haut im Wachtelei besser durchbrechen. Aber vorsicht: Ist die Luftfeuchtigkeit zu hoch, können die Küken im Ei ertrinken! 

Darüber hinaus kann auch die Temperatur um knapp 0,2 °C gesenkt werden, da das Küken bereits Eigenwärme produziert. Wichtig ist: Ab dem 15. Tag sollte der Brüter nicht mehr geöffnet werden, da sonst das sorgfältig aufgebaute Klima zusammenfällt, woran viele der Tiere sterben können.

  • Temperatur und Luftfeuchtigkeit anpassen
  • Eier auf die Schlupfunterlage (Gitter) umlegen
  • Ab dem 15. Tag den Brüter nicht mehr öffnen!

Nachzüglern Starthilfe geben?

Es kommt immer wieder vor, dass es nicht alle Küken von alleine aus ihrem Ei schaffen. Wenn der Hauptschlupf abgeschlossen ist, könnt Ihr den Nachzüglern etwas Starthilfe geben, wenn Ihr möchtet. Überlebenschancen haben erfahrungsgemäß nur die Küken, die bereits das Ei angepickt und den Dottersack eingezogen haben. Aber macht Euch keine falschen Illusionen: Auch dann sind die Überlebenschancen gering.

Tag 17

Der 17. Tag ist Schlupftag! Der eigentliche Schlupfvorgang dauert mehrere Stunden. Während des Schlupfes solltet Ihr den Brüter keinesfalls öffnen! Die geschlüpften Küken sollten ca. 24 Stunden im Brüter belassen werden, damit sie trocknen und sich erholen können. Durch den eingezogenen Dottersack brauchen die Küken in dieser Zeit noch nichts zu futtern. Entfernt nach dem Schlüpfen lediglich die Wasserbehälter, um die Luftfeuchtigkeit zu senken. Eine eingebaute Luftöffnung sorgt für ausreichend Frischluft und die Jungtiere ersticken nicht. Aufgrund von Nachzüglern solltet Ihr jedoch nicht zu früh mit dem Senken der Luftfeuchtigkeit beginnen. Sobald die Küken vollständig getrocknet sind, könnt Ihr sie in ihr fertig eingerichtetes und vorgeheiztes Kükenheim setzen!

  • Während und 24 Stunden nach dem Schlupf den Brüter nicht öffnen
  • Nach dem Schlupf den Wasserbehälter entfernen
  • Luftfenster öffnen
  • Nach dem Trocknen die Küken ins vorgeheizte und eingerichtete Kükenheim umziehen

Probleme bei der Brut und Ursachen

Bei einer Wachtelbrut kann besonders bei Anfängern einiges schief gehen. Unter Umständen können die Küken Missbildungen davontragen oder bereits im Ei sterben. Damit das bei weiteren Brutvorgängen vermieden werden kann, ist es wichtig, dass Ihr Euer Brutergebnis sorgfältig dokumentiert - beispielsweise mithilfe eines Bruttagebuchs.

Die Probleme können noch vor der Brut beginnen: Eventuell war das Wachtelei gar nicht befruchtet, was möglicherweise auf eine Über- oder Unterernährung der Eltern zurückzuführen ist. Auch wenn die Bruteier zu lange gelagert werden, sinkt der Schlupferfolg. Ebenso kommt es vor, dass sich das Küken bereits in der Schale voll entwickelt hat, jedoch nicht versucht, die Schale aufzupicken.

Ursachen dafür können eine falsche Bruttemperatur, eine zu hohe Luftfeuchte oder ein unzureichendes Eierwenden sein. Leider ist in diesem Fall der Tod des Küken unvermeidlich. Während der Entwicklung abgestorbene Embryonen sind ebenfalls Hinweis auf eine falsche Bruttemperatur oder ein ungenügendes Wenden oder auf die Inzucht der Elterntiere.

Doch nicht nur im Ei, auch nach dem Schlüpfen können verschiedene Probleme auftreten, die häufig auf einen Fehler im Brutvorgang hindeuten. Beispielsweise sorgt eine unzureichende Luftfeuchtigkeit während des Schlüpfens dafür, dass die Küken verkleben. Wenn Küken direkt nach dem Schlüpfen sterben, ist das häufig aufgrund von Krankheitserregern der Fall.

Eine niedrige oder zu hohe Bruttemperatur hingegen bewirkt, dass Eure Tiere zu früh oder zu spät schlüpfen. Auch zu häufiges Lüften kann diesen Effekt hervorbringen. Missbildungen wie Kreuzschnäbel, fehlende Augen, verkrümmte Zehen oder ein drittes Bein sind in der Regel die Folge von einer falschen Bruttemperatur oder kranken Elterntieren.